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  • »01 118« ist der Autor dieses Themas

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Freitag, 31. März 2023, 08:41

50 Jahre Egon Bockholt & Söhne Feinmechanik und Lokomotiv- Modellbau GmbH

Vorwort

Liebe Freunde "ultimativer" (Ansichtssache) Spur 1 Modelle!

Hier sind "alle" richtig, wenn Ihr Freunde der Spur 1 Modelle der Firma Egon Bockholt & Söhne Feinmechanik und Lokomotiv- Modellbau GmbH seid.

Herzlich willkommen! ;guckstduhier;

Ich freue mich Euch mitteilen zu können, dass meine Recherche bei den Erben der Firma Egon Bockholt & Söhne Feinmechanik und Lokomotiv- Modellbau GmbH erfolgreich war und von der Familie Bockholt, bei der ich mich hier ausdrücklich bedanken möchte, mit Rat und Tat unterstützt wird.

Jedem "ambitionierten" Modellbahner und Sammler wird dieser Name ein Begriff sein. Bockholt Lokomotiven sind seit 5 Jahrzehnten ein Synonym für höchste Ansprüche und stehen für eine Detaillierung, wie sie in den 70er und darüber hinaus nicht bekannt war.

Ich habe mir zum Ziel gesetzt, die große Epoche des Modellbahn-Pioniers in der Königsspur wieder aufleben zu lassen.

Solche Geschichten schreibt nur die (Modell-) Eisenbahn! ;)

Ich möchte der Fa. Bockholt kein Denkmal bauen, sondern ihre Geschichte porträtieren und dabei durch 50 ereignisreiche
Jahre "galoppieren". Apropos galoppieren: Wie auch bei den Automobilen im höheren Preissegment, seien es die Edelschmieden mit dem aufbäumenden Pferd aus Zuffenhausen oder Maranello, dem legendären Stier, "Flying B" oder Spirit of Ecstasy ("Emily"), bezahlt man bei Bockholt nicht nur das Produkt, sondern auch die Emotionen.

Wenn's ums Geld geht hört bekanntlich bei vielen der Spaß auf. Und so kann man hier im Forum vortrefflich über Preise diskutieren und debattieren, selbst bei Zeitschriften… ;)

Ich will mir nicht anmaßen, darüber zu urteilen, da ich kein Modell aus Dassendorf besitze und es somit nicht beurteilen kann.

Diese Dokumentation richtet sich nicht nur an eingefleischte Bockholt-Fans, sondern ist auch für eine interessierte Leserschaft gemacht.

Vielleicht kann ich mit sogenannten kleinen Sachen Spur 1-ern eine große Freude machen :)

Wobei mir auch klar ist, dass man es nicht allen recht machen kann. Das ist auch nicht meine Intention!

Wir Deutschen haben ja eigentlich immer was zu nörgeln 8)

So kann ich sicherlich nicht im Detail aufklären, wer im Einzelnen bei der Fa. Bockholt was „gebaut oder entwickelt hat“, wie in einem anderen Thread gewünscht und nachzulesen ist :D . Wie Ihr vielleicht schon mitbekommen habt, nehme ich hier im Forum nicht alles so ernst. Mit Humor kommt man halt viel besser durchs Leben! :)

Mein subjektiver Bericht erhebt nicht die Ambition auf Vollständigkeit. Ich nehme nicht für mich in Anspruch, alles zu wissen.

Deshalb möchte ich hier im Forum gerne jeden mitnehmen, damit Ihr mittendrin statt nur dabei sein könnt 8o

Also wer Lust hat, meine Dokumentation mit spannenden und bewegenden Geschichten über den "Maschinenraum der Tüftler mit der St(r)ahlkraft" vor einer fachkundigen und interessierten Leserschaft zu unterstützen ist herzlich eingeladen. Wer mir dankenswerterweise eigene Anekdoten oder Fotos zur Verfügung stellen möchte, würde ich das mit Quellenangabe, natürlich in Absprache mit den Einsendern, kenntlich machen. Hierzu habt Ihr entweder mittels PN oder Mail die Gelegenheit zur Kontaktaufnahme.

Ich möchte damit gerne die Dokumentation ein wenig strukturieren, damit sie nicht zu einem heillosen Wirrwarr (im Hinblick auf eine spätere Suche) gerät, wie bei meinem Thread

https://s1gf.de/index.php?page=Thread&threadID=38839

bei der Foristen gut gemeint ihre in dem Zusammenhang gemachten Fotos zusammenhanglos hier einstellten ?(

Es ist nur ein Versuch und bleibt natürlich jedem selbst überlassen, was er oder sie hier einstellt oder beitragen möchte, auch wenn die Meinungen dazu im Forum auseinander gehen.

Diplomatisches Gespür und den richtigen Ton hier zu treffen ist schwerer, als man denkt ;)

In diesem Sinne, alles ist möglich und in Bewegung, je nachdem wie die Resonanz und Beteiligung von Euch ausschaut!

So habe ich vorläufig einmal diese Themenschwerpunkte ausgesucht:
  • Was für ein Mensch war Egon Bockholt und was trieb ihn an?
  • Warum gründete er ein Unternehmen und welche Visionen hatte er?
  • Geschichten und Anekdoten zwischen Planung, Produktion und Auslieferung
  • Mit Bildern aus dem privaten Foto-Archiv der Familie Bockholt
  • Der Bezug zur Spur 1 Anlage in Hamburg und die Zusammenarbeit mit dem MEHEV
  • Porträt der Spur 1 Anlage
  • Auf Ausstellungen und Messen
  • Jubiläen und Meilensteine
  • Literaturverzeichnis für weiterführende Informationen
Traut euch auch, wenn Ihr noch weitere Wünsche habt, ansonsten „möge sie/er jetzt sprechen oder auf ewig schweigen.“ ;)
Und jetzt freue ich mich, Post von Euch zu bekommen ;siehabenpost;

erwartungsvolle Grüße sendet Euch

Andreas

Fortsetzung folgt! Allerdings müssen sich bei mir auch die Ungeduldigen in Geduld üben! :D

2

Freitag, 31. März 2023, 09:18

Ich habe das Buch

Ich glaube zum 40 Jubiläum....da ist der Werdegang recht schön beschrieben und auch die gefertigten Serien sind dort aufgeführt...leider nicht ganz komplett...einige Modelle fehlen .

Grüße vom MS

3

Freitag, 31. März 2023, 09:21

Hallo,
ich besitze keine Bockholt Lokomotive und kann daher nichts direkt über die Qualität dieser Modelle aussagen.
Ich konnte aber bei Herrn Lennarzt (M&L) eine besichtigen. Er gab zum Besten, dass die E 94 nicht massstabsgerecht gebaut sei, sondern, soweit ich mich erinnere, in 1:35.
Ausserdem seien die Modelle sehr schwer und auch nicht soo präzise.
Gruß
Frank
ps.:
Im Kontrast dazu empfehle ich allen Spur 1 Extremisten und Interessierten die Internetsuche nach Videos und Texten über: Attilio Mari - All my Models

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Wurstbrötchen« (31. März 2023, 09:26)


4

Freitag, 31. März 2023, 09:28

Maßstab

1zu30....also eigentlich zu groß...habe vor Jahren hier schon mal erklärt wie es dazu kam.
Fulgurex hat die Modelle exakt so bestellt...weil an Wagenmaterial nur die Modelle von Wilag zur Verfügung standen.

5

Freitag, 31. März 2023, 13:23

Beitrag wieder gelöscht, da ich Andreas` Rückschau nicht tangieren möchte

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Einsbahner« (31. März 2023, 13:50)


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6

Freitag, 31. März 2023, 13:38

Wunderwerke der Technik gibt es nicht erst heutzutage

Einleitung

Über K&K, M&M und Spur1&Spur01 ist hier täglich zu lesen, aber was ist eigentlich mit den Kleinstserienherstellern M&L, Pein, Schönlau, beziehungsweise Bockholt geworden?

Was die Größe des Unternehmens und die Anzahl der gebauten Lokomotiven angeht, hat die Firma Bockholt gegenüber den drei zuletzt genannten Manufakturen ein Alleinstellungsmerkmal.

Deshalb möchte ich dazu beitragen, damit die Geschichte der Firma Bockholt nicht in Vergessenheit gerät. Wer ein exquisites Exponat besitzt, hat eine Erinnerung für die Ewigkeit.

Ich freue mich, wenn ich mit ein paar Anekdoten und Fotos ein paar schöne Erinnerungen bereiten kann und dem "Altmeister" für seine Arbeit Anerkennung und Wertschätzung zum Ausdruck bringen kann.

Wie auch in meinem Thread "Quo Vadis Spur 1 Anlage Hamburg?" möchte ich einen hoffentlich interessanten Mix aus der Historie des Spur 1 Pioniers und seiner Firmengeschichte präsentieren. Das beinhaltet das Team, die Werkstatt, die Maschinen, das Material, die Innovationen, Lokomotiven und Anlage.

Heute vor 50 Jahren begann die Firmengeschichte und endete am selben Tag nach 49 Jahren am 31.03.2022.

Auch wenn vor einem Jahr eine Ära zu Ende ging, sollte dieses historisches Erbe und das Werk von zwei Generationen gewürdigt werden und verdient somit mehr als eine Erwähnung, sondern rechtfertigt einen "Nachruf"!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »01 118« (31. März 2023, 21:05)


7

Freitag, 31. März 2023, 16:18

Herr Lennart hatte Recht : Bocholt-Lokomotiven waren zwar sehr schwer und stabil, aber nicht präzise genug, wenn man sie mit ihren Vorbildern vergleicht. Da sind die heutigen KM-1, Kiss- und auch Märklinloks stimmiger. Um das zu sehen, muss man aber wirklich ins Detail gehen. (Rundungen, Materialstärken- und Kantungen) Ich lege spätestens in diesem Preissegment aber Wert darauf. Grüße von Mike Langefeld

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Freitag, 31. März 2023, 18:07

Ein Rückblick auf die Bockholt-Lokomotiven von 1973 bis heute ist auch eine Reise durch die Geschichte der Spur 1

Die Anfänge

Egon Bockholt hegte schon immer das Interesse für Modelleisenbahnen. Als Kind fungierten Spuren im Sand als Gleise, die er mit dem Nachbarsjungen im Garten zog. Nach dem Krieg waren es selbstgebaute Holzeisenbahnen, die als Tauschware fungierten.

Als junger Mann arbeitete er zunächst als Feinmechaniker in einer Firma, die Zulieferer für Zigarettenmaschinen war.

1954 machte er seinen Feinmechaniker-Meister. Das Meisterstück war natürlich eine Lokomotive, nämlich eine BR 50 in Spurgröße 0, gefertigt in Messing.

In den sechziger Jahren wurden im heimischen Keller in Dassendorf zunächst Modelle für einen Hamburger Händler repariert. Sein Arbeitgeber, die Hauniwerke, die u.a. Maschinen für die Zigarettenproduktion in Hamburg-Bergedorf herstellt und inzwischen unter dem Namen Körber Technologies GmbH firmiert, übertrug ihm nach einiger Zeit als Feinmechaniker-Meister die Leitung der Ausbildung in der Lehrwerkstatt. Hier entstand das Modell der BR 45 in Spur 1, gebaut durch die Auszubildenden, siehe Fotos.

Zuhause im Keller entstand jedoch schon bald der erste heimische Eigenbau. Es war eine V 80 in der Spurgröße 0, die bereits in Stahl gefertigt wurde. Der Werkstoff war ihm durch seine tägliche Arbeit ein vertrautes Material. Über ein MIBA-Inserat, in dem Modelle zum Kauf gesucht wurden, kam der Verkauf der V 80 zustande. Es entstand ein guter Kontakt zum Käufer der Lok, einem Münchner Gutsbesitzer, der seinen Wunsch nach Spur 1 Modellen an Egon Bockholt herantrug.

Somit ergab sich der erste Auftrag ein Spur 1 Modell zu bauen. Dabei handelte es sich um das Modell der E 03, dem Stolz der damaligen Bundesbahn. Das Modell überzeugte den Sammler so sehr, dass weitere Modelle für ihn gebaut wurden, nämlich eine BR 70 und zwei E 94. Da auch diese Modelle die Erwartungen des Kunden weit übertrafen, wurde stets mehr bezahlt, als vereinbart.

Da die Arbeit als Lehrmeister in den Hamburger Hauniwerken Egon Bockholt nur noch im theoretischen Bereich ausfüllte, fing er an Pläne für eine mögliche Selbstständigkeit zu schmieden. Nach intensiven Gesprächen mit seiner Frau wurde der Entschluss gefasst in die Selbstständigkeit zu starten.

Im Garten des Wohnhauses wurde das erste Werkstattgebäude errichtet, da die Serienproduktion nicht im häuslichen Keller gestartet werden konnte. Die erste Serie war die Dampflok der Baureihe 86, gebaut im Maßstab 1:32. Hierbei unterstützte der bereits erwähnte Münchner Sammler, indem er eine Zusage gab, dass er alle nicht verkauften Modelle der Serie kaufen würde. Eine weitere Unterstützung war die Bekanntschaft von Egon Bockholt mit dem Grafen Giansanti-Coluzzi. Seine Firma Fulgurex handelte mit Handarbeitsmodellen aus der ganzen Welt.

Mit dem fertigen Modell der BR 86 ging es 1973 auf die Spielwarenmesse nach Nürnberg, wobei das Modell im Verhältnis zu allen nachfolgenden Serien natürlich noch relativ einfach in der Detailierung war. Elektrisch war die Lok auf 3-Leitersystem ausgelegt. Auf der Messe wurde das Modell dem Grafen gezeigt, das Interesse hatte jedoch nicht das gewünschte Ergebnis. Jedoch machte ein Auftrag über 15 Lokomotiven der französischen Dampflok 141 R »Liberation« die Reise am Ende doch lohnenswert. Bereits kurz nach dem Treffen wurde der Auftrag auf 25 Stück erhöht.

Am 31. März 1973 startete die Firma dann offiziell mit der Fertigung von Lokomotiven.

Quelle: Yannick Bockholt
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Samstag, 1. April 2023, 18:19

BR 59 von Bockholt

Bei Youtube wurde grad ein Video hochgeladen... dort dreht u.A. die 59 040 ihre Runden auf der Naumburger Anlage

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Samstag, 1. April 2023, 18:29

Hallo "MS",

meinst Du dieses Video? Das ist auf alle Fälle sehenswert, Danke!
Gruß aus Lichtenstein (Württ.)
Michael

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Sonntag, 9. April 2023, 11:21

Jetzt kann Ostern kommen!

Liebe Freunde "historischer" Spur 1 Modelle!

Heute übernehme ich das Amt des Osterbeauftragten ;)

Der Forums-Osterhase hat dieses Jahr eine ganz besondere Überraschung für Euch :)

Mein Ei-light zu Ostern: Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut :D und bin für Euch nach Hamburg gefahren, um das erste Spur 1 Modell, die BR 45, das noch vor der Firmengründung des "Meisters" gebaut wurde, über den Kamera-Laufsteg zu schicken.

In einer individuellen Location, Insider werden sofort erkennen wo…

Hier gewährte mir Tobias, Vorführer i.R. (zumindest temporär) eine Privataudienz.

In einer entspannten Atmosphäre wurde das Fotoshooting im Scheinwerferlicht zum spannenden Erlebnis.

Um Euch die Suche nach den Bildern nicht zu einfach zu machen, habe ich die Easter Eggs (darunter versteht man u.a. in Medien und der Informationstechnologie eine versteckte Überraschung. Dabei kann es sich um Fotos oder eine kurzweilige Unterhaltung handeln) in einem älteren Beitrag versteckt!

Also, Osterhasen aufgepasst!

So dann macht euch selbst ein Bild davon! Natürlich hat jede Lokomotive immer ihre eigene Geschichte.

Und die kommen demnächst mit weiteren kleinen Kunstwerken und geheimnisvollen Schätzen zum Vorschein.

Fortsetzung folgt!

Viel Spaß beim Suchen wünscht Euch

Andreas

P.S.: Die Lok war im Dezember 1972 ein Geschenk des Direktors der Hauniwerke an den MEHEV.
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Sonntag, 31. März 2024, 23:49

Egon, Wolfgang und Jens Bockholt – die Männer, die Manufaktur, die Legende!

Heute vor zwei Jahren endete die Spur 1 - Kleinserienfertigung aus Dassendorf. Fast ein halbes Jahrhundert Edelschmiede der Modellbaukunst, die am 31. März 1973 unter dem Firmennamen "Bockholt" begann.

Grund genug für eine Ehrerbietung und als Ausdruck meiner Wertschätzung der Familie einen Nachruf zu widmen. In diesem Sinne setze ich mein Doku über die Kultmarke fort.

In der deutschen Sprache gibt es das schöne Wort von der "Lichtgestalt". Da fällt mir beispielsweise Franz Beckenbauer ein. Auch die Modellbahn-Welt kennt Lichtgestalten. Von denen aber die meisten nicht mehr unter uns weilen. In der Spur 1 gebührt der Titel ohne Frage Egon Bockholt, der 2018 verstarb, aber ein gewaltiges Erbe hinterlassen hat.

Ein Fachjournalist brachte es damals in der traurigen Meldung auf den Punkt:

„Es war Egon Bockholt eine Herzensangelegenheit, sein umfassendes Wissen an seine Söhne Wolfgang und Jens weiterzugeben.“

Somit war der Firmengründer im Geiste noch immer präsent, ungebrochen bis zum Jahr 2022, als sich die Tore der Manufaktur für immer schlossen. Leider ist jetzt auch sein Sohn Jens am 12. März viel zu früh verstorben.

Mit ihren Modellen spielte Egon Bockholt mit seinen Söhnen in der höchsten Liga der Königsklasse.

Vor allem hatten sie ein gutes Gespür für gute Facharbeiter. Die Lokomotiven wurden von ausgesuchten und ihrem Handwerk verstehenden Mitarbeitern in der Manufaktur in Dassendorf produziert. Mit unglaublichem fachlichem Können und echter Handarbeit. Seit 1973 wurde hier die Spitzenklasse dessen gebaut, was möglich ist. Es brauchte Zeit und sehr viele Hände. Zu Recht, denn der Aufwand war immens.

Während die Modelle aus Asien heutzutage optisch fast perfekt sind, erkennt man hier noch eine menschliche Hand. Und es mag seltsam klingen, aber es hat, wie ich finde einen gewissen Charme. Während sich die Detailierung, der Sound und der Geschmack im Laufe der Zeit ändern können, Bockholt war immer eine dauerhafte Konstante.

Überraschend sind dabei zwei Faktoren: Bockholt enthielt sich vieler scheinbar moderner Trends und markierte die Gegenbewegung und hat bis zum Ende recht behalten. Deutsche Wertarbeit, langlebig und unverwüstlich war der Markenkern. Das ist die Königsklasse. Das klassische "Design" vermittelt über Jahre hinweg etwas Bleibendes, auch wenn sich die Modellbahnwelt weiter verändert.

Egon Bockholt baute stetig weiter. Ein Pionier, bewundert und beachtet. Ein Konzept der Nachhaltigkeit, bevor der Trend überhaupt zu ahnen war. Für manche Fans waren seine Modelle unerschwinglich, andere mussten erst ihren Finanzberater fragen... :S

Auch wenn vor ca. 20 Jahren durch Kiss und KM1 die Preise für hochdetaillierte Modell aus Metall beständig purzelten, so fuhr Bockholt einen erfolgreichen Kurs im Hochpreissegment mit Produkten von hohem Alleinstellungswert.

In kritischen Zeiten kaufen die Menschen Gold. Als Wertanlage, als Garantie für Stabilität und sogar Zugewinn. Wer vor zwanzig, vielleicht sogar dreißig Jahren eine Bockholt - Maschine gekauft hat, der wird heute staunen, wie viel Geld weltweit Sammler für das gute Stück bereit sind zu zahlen. Vielleicht sogar mehr als die Anschaffungssumme. Die Spielregeln gelten noch heute. Wer Bockholt kauft, darf sich sicher sein, jeden Euro maximal sicher angelegt zu haben.

Modelle mit höchster Wertbeständigkeit. Viele davon sind legendär.

Wir reden über "Archetypen" und Legenden.

Und immer wieder die Wertbeständigkeit: Bockholt Modelle altern edel, wie ihre Besitzer 8) und sie steigen sogar im Wert. Die Profis nennen es eine "Win-Win"-Situation. Also einen Effekt mit doppelten Glücksgefühlen, für diejenigen, die eine Maschine ihr Eigen nennen dürfen.

Die Dassendorfer sind nie stehen geblieben, aber sie verfolgten stets eigene Wege. Fertigungen in Fernost? Natürlich nicht. Alles entsteht "Made in Germany".

Spannend war es, wenn die Familie Bockholt komplett allen Trampelpfaden auswich und eigene Konzepte wagte.

Manche schüttelten den Kopf, waren aber vom Ergebnis fasziniert. Der Magie der Lokomotiven tat die aktuelle Diskussion hinsichtlich Detailierung keinen Abbruch.

Wie eben auch Bockholt selbst eine Kultmarke von globaler St(r)ahlkraft ist.

Bockholt fühlte sich seinen Kunden und Fans maximal verpflichtet. Gab es einen neuen Trend – so wurde dieser hinterfragt. Das Firmenmotto: Keine Spielereien! Alles andere dafür in einer unfassbar hohen Qualität. Alles auf Maß zugeschnitten. Jeder Millimeter ist ein Heiligtum. Die "Anfassqualität", ohne das etwas abbricht und die Robustheit sind ohne Vergleich. Geradlinig und zeitlos. Auch ein Gegenentwurf zum inflationären Gebrauch akustischer Gimmicks und technischer Spielereien in der Modellbahnwelt, die oft viel versprechen, aber manchmal wenig bringen.

Bockholt ist gut fünf Jahrzehnte seiner Formsprache treu geblieben. Zudem galt das Vertrauen in schwere, massive Bauteile mit enormer Haltbarkeit. Man verwendete Materialien, die strengen Richtlinien unterlagen und nur aus ausgesuchten Quellen bezogen wurden. Jeder Prototyp musste sich auf der Anlage des MEHEV in Hamburg einem Belastungstest stellen. Weil damals noch "Made in Germany" einen exzellenten Ruf genoss. Genau diesen Mix aus höchster deutscher "Ingenieurskunst" und perfekter Verarbeitung zeichnet Bockholt Lokomotiven aus.

Bockholt verkaufte sich dezent wie "Schweizer Luxusuhren". So gab es auch keine Sonderangebote und Schnäppchen oder wurden Fahrzeuge verramscht. Auch das entsprach der gegenseitigen Wertschätzung. Bockholt war und ist die maximale Edelklasse, eine Versammlung von Geniestreichen – die präzise, aber nie laut in der Vermarktung sind und eine gewisse Wertstabilität garantieren. Und die Freude beim Fahren und dabei zuschauen bereiten.

Der Mix aus Vertrauen, Robustheit und überlegener handwerklicher Qualität ist bis heute ungebrochen. Dieser einzigartige, kompromisslose Qualitätsanspruch hatte sich die Firma bis zum Ende bewahrt.

Ich merke auch, dass die wenigen Fotos und die Sätze in diesem Beitrag an Grenzen stoßen. Die Faszination braucht die Live-Begegnung.

Das ist gelebte Geschichte und höchstes Spur 1 - Kulturgut. Die Besitzer von Bockholt Lokomotiven, ich gehöre nicht dazu, schätzen an ihnen, was kaum eine andere Marke aufbieten kann – Charisma.

Demnächst zeige ich weitere Meilensteine aus der 49-jährigen Schaffensperiode. Eigentlich dürften die Modelle nur in einem Tresor-Raum vorgeführt werden 8)!

Um Euch die Suche nach den Bildern nicht zu einfach zu machen, werde ich die Easter Eggs (darunter versteht man u.a. in Medien und der Informationstechnologie eine versteckte Überraschung. Dabei kann es sich um Fotos oder eine kurzweilige Unterhaltung handeln) in einem der nächsten Beiträge verstecken!

Also, Osterhasen aufgepasst!

Schließlich haben wir Ostern!

Schöne und erholsame Feiertage wünscht

Andreas

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »01 118« (3. April 2024, 13:22)


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14

Montag, 1. April 2024, 17:17

Hallo Andreas ,

Vielen Dank für deinen enthusiastischen , wie auch empathischen Beitrag zur Firmengeschichte der Fam . BOCKHOLT .

Da ich mich auch glücklich schätzen kann , mir einmal in meinem "Modellbahn-Leben" EINE BOCKHOLT-Lok geleistet zu haben,

erlaube ich mir dieses Modell auch mal gerne hier zu zeigen .

Es ist auch gleichsam eine Erinnerung an den leider zu früh kürzlich verstorbenen Herrn JENS BOCKHOLT , der mir dieses Modell persönlich nach Hause anlieferte.

Es handelt sich um ein Modell der sächs. XVIII H ( 18.0 ) aus dem Jahr 2010 . Auflage ca 8 Modelle in LB-Ausführung .


Grüsse

John
»J.A.M.« hat folgendes Bild angehängt:
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »J.A.M.« (1. April 2024, 17:22)


15

Dienstag, 2. April 2024, 15:44

Auch das gehört zur Firmengeschichte

Seit Erscheinen der 03.10 im Jahr 2003 kenne ich Jens Bockholt
und hatte mit ihm viele Gespräche.
Von daher schätze ich auch seine Ehrlichkeit und Seriosität.

Als in Sinsheim um die Jahrtausendwende vermehrt Produkte aus
Fernost auftauchten war ihm bewußt, daß die Firma keine weitere
Generation ernähren wird.
So ist es dann auch gekommen.

In den letzten Jahren wurden die aufgelegten Serien immer kleiner.
Bei der Übergabe einer fertigen Lok sagte mir Jens Bockholt einmal,
daß man es versäumt hat sich rechtzeitig um neue Kundschaft zu
bemühen, da die Kundschaft vom Vater immer kleiner wurde.


Am Ende hat sich niemand gefunden, der unter den vorhandenen
Bedingungen das Geschäft weiterführen wollte.
Schade, es gäbe noch so viele schöne Vorbilder….


Uwe

16

Dienstag, 2. April 2024, 16:54

Kunden

Inwieweit es "Bockholts" versäumt haben neue Käufer / Käuferschichten zu generieren kann ich nicht beurteilen .
Ich frage mich wo hätte Diese denn eigentlich "erschlossen" werden sollen ?


Ich weis vom Jens Bockholt persönlich , daß - um der schwindenden Käuferschicht etwas entgegen zu setzen - die Entscheidung getroffen wurde Doppelloks zu fertigen. Die letzten Jahre wurden ja dann auch hauptsächlich solche Modelle umgesetzt - ich glaube von den Doppelloks (Ae 8/14 der E 95 bzw der E 90 bzw. der Dm3) wurden nur noch ca 12 bis 15 Exemplare gefertigt.


Der "MARKT" verändert sich - und das Produkt Modelleisenbahn zählt sicher nicht zum "Wachstumspotenzial" - Ich bedaure sehr das die Firma nicht in dritter Generation fortgeführt werden konnte .

Wenn Eines dieser schwergewichtigen Modelle über eine Weichenstraße "klackert" ... dann ist das ein besonderes Erlebnis für die Ohren ... man spürt regelrecht die Masse , die Kraft ..ich jedenfalls fahre da voll drauf ab und erfreue mich daran .


Euer bekennender Schwermetall-Süchtiger Mandolinenschlosser











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17

Dienstag, 2. April 2024, 17:49

Ich hatte schon das Vergnügen bei Roland eine dieser größeren Loks versehentlich voll Schmackes über die Drehscheibe durch den Lokschuppen gegen die Lokschuppenrückwand rauschen zu sehen .

passiert ist nix , ja doch der Lokschuppen wackelte etwas .

Das ist echte Handwerkskunst ! Solide gebaut und sehr robust ! Viel zu schade um in der Vitrine oder im Tresorraum zu verstauben .

Das kommt nicht mehr .

Grüße Günter
Günter, Großhettstedt, Ilmtal

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18

Dienstag, 2. April 2024, 18:05

Viel zu schade um in der Vitrine oder im Tresorraum zu verstauben .
Hallo Günter ,

also meine Vitrinen sind staubdicht und mein Tresorraum ist voll klimatisiert , Tierhaar- und natürlich absolut rauchfrei ... :thumbup:

Grüsse
john

19

Dienstag, 2. April 2024, 18:13

Neue Käufer erschließen? Warum und woher? Das Angebot auf dem Markt hat sich geändert: Exaktere Modelle, betriebstauglich und wesentlich günstiger im Preis haben die Fa. BOCKHOLT niederkonkurriert. Die meisten Kunden haben Messingmodelle genauso gerne wie solche aus Stahl. Das allein sind Grund und Antwort.
Alles hat seine Zeit. Gruß Mike Langefeld

20

Dienstag, 2. April 2024, 18:26

Hallo Bockholt-Freunde,

denke der Käuferkreis ist seit der Zeit als schöne Messingsloks um weniger als die Hälfte als eine Bockholt-Stahl-Lok gab eher gewachsen. Nur hat Bockholt da eben nicht mitmachen können oder wollen, da die Produktionsweisen völlig unterschiedlich sind.


So wurde jede Stange einzeln "aus dem Vollen" gefräst,


während gern geschmähte MAXI-Loks (hier 18 478) ein feiner detailliertes Guss-Gestänge besitzen.
Die guss-Technik ermöglicht eben viel einfacher große Stückzahlen als die Feinmechaniker-Vorgehensweise. Die hat aber unbestritten ihren eigenen Reiz, besonders dann wenn auch der "Rest" wiet Motoren, Getriebe und Decoder entsprechend hochwertig sind bzw. verbaut werden.
Obwohl ich schon drauf und dran war eine Bockholt - 59 zu kaufen hat mir deren Optik dann doch nicht ausreichend zugesagt und ich hoffte damals drauf dass ein bewährter Spur1-Hersteller sie mal baut. Der damalige Verkäufer erzählte mir dass er Bockholtloks und Handfeuerwaffen sammle: "Beides sind feinmechanische Kunstwerke die 100%ig funktionieren!" Das kann wohl jeder Bockholt-Besitzer wohl bestätigen?

Apropos "passiert ist nix!"
Bin mal mit einer Märklin-E91 mit hoher Geschwindigkeit frontal auf eine Proform-44 geprallt. Passiert ist beiden nichts, selbst die Kunststoffpuffer der E91 haben den Einschlag überlebt. Bei einem Messing-Modell wäre das evt. etwas anders ausgegangen?
Gruß aus Lichtenstein (Württ.)
Michael

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